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CCF
Aug 8, 2025
5 min
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Carbon Neutral vs. Net Zero: Was Industrieunternehmen jetzt wissen müssen

Zwei Nachhaltigkeitsmanager die eine Visite machen

In diesem Artikel zeigen wir die wichtigsten Unterschiede, regulatorischen Rahmenbedingungen und Handlungsoptionen - praxisnah und mit Blick auf produzierende Unternehmen in der DACH-Region.

Kurz und knapp: Wo liegt der Unterschied?

  • Carbon Neutralität bedeutet, dass CO₂-Emissionen kompensiert werden, meist durch Zertifikate oder Klimaschutzprojekte
  • Net Zero zielt auf die vollständige Reduktion aller Treibhausgase ab. Kompensation ist hier nur der letzte Schritt.

Definitionen & Abgrenzung: Carbon Neutral vs. Net Zero

Was bedeutet „Carbon Neutrality“?

Carbon Neutralität bedeutet, dass die verursachten CO₂-Emissionen durch Maßnahmen wie Kompensation ausgeglichen werden. Typischerweise geschieht dies über zertifizierte Klimaschutzprojekte, etwa Aufforstung oder erneuerbare Energien, die die gleiche Menge CO₂ binden oder vermeiden sollen.

Der Fokus liegt hier nicht auf der tatsächlichen Reduktion der Emissionen, sondern auf dem Ausgleich, oft bei fortlaufend bestehenden Emissionen. Unternehmen erreichen damit eine rechnerische Klimaneutralität, ohne zwingend operative Veränderungen umzusetzen.

Was bedeutet „Net Zero“?

Net Zero geht deutlich weiter: Ziel ist es, alle verursachten Treibhausgase (nicht nur CO₂) entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf nahezu null zu senken. Dazu zählen unter anderem Methan (CH₄), Lachgas (N₂O) oder fluorierte Gase. Nur Restemissionen dürfen am Ende durch zertifizierte Kompensation ausgeglichen werden.

Das Net-Zero-Konzept basiert auf tiefgreifender Reduktion und Transformation, nicht nur auf Ausgleich. Daher ist Net Zero langfristig deutlich anspruchsvoller, aber auch glaubwürdiger.

Der entscheidende Unterschied: CO₂ vs. GHG

Während Carbon Neutrality meist nur den Ausgleich von CO₂-Emissionen meint, schließt Net Zero alle relevanten Treibhausgase (GHG) ein, und verlangt deren aktive Vermeidung und Minimierung.

Zusätzlich ist bei Net Zero eine Reduktion über alle Scopes (1 - 3) hinweg gefordert, also inklusive Lieferkette (Scope 3), was für Industrieunternehmen eine besondere Herausforderung darstellt.

Regulatorische Perspektive zu Carbon Neutral vs. Net Zero

1. CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)

Die CSRD verpflichtet große Unternehmen in der EU zur umfassenden ESG-Berichterstattung, inklusive der Klimaauswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) fordern dabei klare Emissionsziele und deren Fortschritt, einschließlich Scope 1 - 3.

Konsequenz: Unternehmen, die nur auf Carbon Neutralität durch Kompensation setzen, erfüllen die CSRD-Vorgaben nicht ausreichend. Gefordert ist eine nachweisbare Emissionsreduktion mit Net-Zero-Zielen.

2. SBTi (Science Based Targets initiative)

Die SBTi ist der führende Standard zur wissenschaftsbasierten Zielsetzung für Emissionsreduktionen. Nur Unternehmen mit Net-Zero-Zielen, die sich auf reale Reduktionen fokussieren, erhalten die entsprechende Validierung.

Kernforderung: Mindestens 90 - 95 % aller Emissionen müssen bis 2050 reduziert werden. Kompensation ist nur für unvermeidbare Restemissionen erlaubt.

3. IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)

Der Weltklimarat IPCC definiert in seinen Berichten die wissenschaftliche Grundlage für Klimaziele wie Net Zero. Er warnt explizit vor „reinen Kompensationsstrategien“ und fordert strukturelle Emissionsreduktionen, insbesondere im industriellen Sektor.

4. EU-Taxonomie

Auch die EU-Taxonomie verlangt von Unternehmen eine transparente Darstellung ihrer ökologischen Zielkonformität. Eine klimabezogene wirtschaftliche Tätigkeit muss einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels leisten, also aktiv Emissionen reduzieren.

Scope 1 - 3: Was gemessen und reduziert werden muss

  • Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen Quellen (z. B. Fuhrpark, Anlagenbetrieb)
  • Scope 2: Indirekte Emissionen durch eingekaufte Energie
  • Scope 3: Alle weiteren indirekten Emissionen z. B. durch Lieferanten, Geschäftsreisen, Produktnutzung

Net Zero verlangt eine ganzheitliche Reduktion über alle drei Scopes hinweg, während Carbon Neutralität oft nur Scope 1 und 2 betrachtet, oder sogar nur bilanziell kompensiert.

Strategien & Maßnahmen zu Carbon Neutral vs. Net Zero

Der Weg zur CO₂-Neutralität: kurzfristig kompensieren

Viele Unternehmen beginnen ihre Klimastrategie mit dem Ziel der Carbon Neutralität, oft als Einstieg in die Dekarbonisierung. Der typische Ablauf:

  1. CO₂-Fußabdruck erfassen (meist Scope 1 und 2)
  2. Emissionen bilanzieren
  3. Zertifizierte Kompensationsprojekte (z. B. Aufforstung, Biogas, erneuerbare Energien) finanzieren
  4. Klimaneutralität deklarieren

Diese Strategie ist kurzfristig umsetzbar, aber nicht langfristig regulatorisch tragfähig, insbesondere im Kontext von CSRD und SBTi.

Der Weg zu Net Zero: strukturell reduzieren

Net Zero verlangt einen systematischen, datengestützten Umbau:

  1. Umfassende CO₂-Bilanzierung (inkl. Scope 3 z. B. Lieferketten, Produktnutzung)
  2. Hotspot-Analyse: Wo entstehen die meisten Emissionen?
  3. Technische Reduktionsmaßnahmen: z. B. Prozessoptimierung, Umstellung auf erneuerbare Energie, Materialwechsel
  4. Lieferanten einbinden & Daten anfordern
  5. Restemissionen gezielt und transparent kompensieren

Net Zero ist damit ein strategisches Ziel über mehrere Jahre, das tief in Wertschöpfung und Geschäftsmodell eingreift.

Carbon Offsets vs. Insetting

Methode Beschreibung Wann sinnvoll?
Offsetting Kompensation durch externe Projekte außerhalb des Unternehmens Kurzfristiger CO₂-Ausgleich, v. a. für Restemissionen
Insetting Emissionsreduktion innerhalb der eigenen Lieferkette Langfristiger Ansatz zur Scope-3-Reduktion

Kritik & Greenwashing: Warum „Carbon Neutral“ kritisch gesehen wird

Der Begriff „Carbon Neutral“ ist nicht geschützt und wird oft als Marketinglabel verwendet, auch dann, wenn keine echte Emissionsreduktion stattfindet. Statt Prozesse umzustellen, kaufen Unternehmen Kompensationszertifikate, deren Qualität und Wirkung schwer nachvollziehbar sind.

Kritikpunkte:

  • Fokus auf Ausgleich statt Reduktion
  • Fragwürdige Offsetting-Projekte
  • Kein Beitrag zu struktureller Transformation

Viele Standards wie die SBTi oder die CSRD fordern deshalb explizit, dass Reduktion vor Kompensation gehen muss. Wer langfristig glaubwürdig und regelkonform agieren will, kommt an Net Zero nicht vorbei.

Handlungsempfehlungen für produzierende Unternehmen

Für Unternehmen im Maschinenbau, der Metallverarbeitung oder Bauindustrie ist der Weg zu Net Zero ambitioniert, aber zunehmend notwendig. Gleichzeitig kann Carbon Neutrality ein sinnvoller Einstieg sein, um erste Fortschritte sichtbar zu machen.

Wann macht was Sinn?

Zielpfad Geeignet für Vorteile
Carbon Neutral kurzfristiger Einstieg, KMU, Piloten Schnell umsetzbar, öffentlichkeitswirksam
Net Zero Großunternehmen, CSRD-pflichtige Firmen Regulatorisch tragfähig, langfristig glaubwürdig

Häufige Fragen (FAQ) zu Carbon Neutral vs. Net Zero:

Was ist der Unterschied zwischen Carbon Neutral und Net Zero?

Carbon Neutral bezieht sich auf den Ausgleich von CO₂-Emissionen, meist durch Kompensation. Net Zero verlangt die umfassende Reduktion aller Treibhausgase (GHG) über die gesamte Wertschöpfungskette. Kompensation ist nur für Restemissionen erlaubt.

Ist Carbon Neutrality Greenwashing?

Nicht zwangsläufig. Ohne nachweisbare Reduktionsstrategie verliert der Begriff jedoch an Glaubwürdigkeit und erfüllt regulatorische Anforderungen wie CSRD oder SBTi nicht.

Wie starten produzierende Unternehmen sinnvoll?

Mit einer fundierten CO₂-Bilanzierung über Scope 1 - 3, der Identifikation von Emissions-Hotspots und der Entwicklung klarer Reduktionsziele z. B. mit Tanso als Software-Partner.

Was fordert die CSRD in Bezug auf Klimaziele?

Unternehmen müssen konkrete, wissenschaftsbasierte Reduktionsziele inklusive Scope 3 offenlegen und Fortschritte dokumentieren. Kompensation allein ist nicht ausreichend.

Ist Net Zero dasselbe wie CO₂-Neutralität?

Nein. CO₂-Neutralität fokussiert sich auf den Ausgleich von Emissionen. Net Zero erfordert vorrangig echte Reduktionen, über alle Treibhausgase hinweg.

Was ist der Unterschied laut SBTi zwischen Net Zero und Carbon Neutral?

Die SBTi erkennt nur Net-Zero-Ziele mit mindestens 90 - 95 % Reduktion als konform an. Carbon Neutralität durch reine Kompensation genügt nicht den wissenschaftlichen Kriterien.

Wie unterscheidet sich Net Zero vom CO₂-neutralen Bauen?

CO₂-neutrales Bauen bezieht sich meist auf einzelne Gebäude und Emissionen im Betrieb. Net Zero umfasst den gesamten Lebenszyklus, von der Materialproduktion bis zur Entsorgung, und alle relevanten GHGs.

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