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Die unternehmensweite CO₂-Bilanzierung und die Rolle des Corporate Carbon Footprint

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Warum braucht es einen Corporate Carbon Footprint?

Der wachsende Druck auf Unternehmen, zur Eindämmung der globalen Erwärmung beizutragen, führt zu strengeren Anforderungen hinsichtlich Umweltschutz und nachhaltiger Wertschöpfungsketten. Stakeholder erwarten, dass Firmen sich zu effizienten, ressourcenschonenden Verfahren bekennen, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens – eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad – zu erreichen.

In diesem Kontext wird die Bedeutung der CO₂-Bilanzierung durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) untermauert. Diese Richtlinie zielt darauf ab, die Akzeptanz und Standardisierung von CO₂-Bilanzierungsprozessen zu erhöhen und sicherzustellen, dass CO₂-Emissionen bei Entscheidungen von allen Stakeholdern berücksichtigt werden. Die CSRD verpflichtet Unternehmen bis 2026, über ihre Treibhausgas-Emissionen zu berichten.

Dadurch erweist sich der Corporate Carbon Footprint (CCF) als wertvolles Instrument. Der CCF ermöglicht es, die klimabezogenen Auswirkungen eines Unternehmens nicht nur zu identifizieren, sondern auch quantitativ zu erfassen. Die umfassende Bilanz der Treibhausgasemissionen von Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄), Distickstoffoxid (N₂O), Halogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (H-FKW), Fluorkohlenwasserstoffen (HFC) und Schwefelhexafluorid (SF₆) bildet eine entscheidende Grundlage für jede Klimastrategie, da sie es Unternehmen ermöglicht, gezielte Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu ergreifen.

Wie lässt sich der CCF berechnen?

1. Emissionsquelle

Die Erarbeitung eines CO₂-Fußabdrucks oder Treibhausgasinventars umfasst alle relevanten Emissionsquellen im Kontext einer Organisation. Dabei folgt die Strukturierung und Kategorisierung der Emissionen dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), einem international anerkannten Rahmenwerk zur Erfassung von Treibhausgasemissionen in Unternehmen. Dieser Standard differenziert die Emissionen in drei Hauptbereiche, die sogenannten Scopes. Diese Einteilung ermöglicht eine umfassende Erfassung und Bewertung aller treibhausgasrelevanten Aktivitäten eines Unternehmens.

Scope 1

Hierzu zählen direkte Emissionen, die das Unternehmen selbst kontrolliert. Unter Scope 1 fallen:

  • Stationäre Verbrennung
  • Mobile Verbrennung
  • Flüchtige Emissionen
  • Prozessemissionen

Scope 2

Dieser Bereich umfasst indirekte Emissionen, die aus der Beschaffung von Energie resultieren, wie:

  • Elektrizität
  • Elektrofahrzeuge
  • Eingekaufte Wärme, Dampf & Kälte

Scope 3

Zu diesen indirekten Emissionen zählen solche, die in vor- oder nachgelagerten Prozessen der Wertschöpfungskette entstehen und nicht direkt vom Unternehmen kontrolliert werden. Beispiele hierfür sind:

Vorgelagert

  • Eingekaufte Güter und Dienstleistungen
  • Kapitalgüter
  • Brennstoff- und energiebezogene Emissionen
  • Transport und Verteilung
  • Abfall
  • Geschäftsreisen
  • Pendeln der Mitarbeitenden
  • Angemietete oder geleaste Sachanlagen

Nachgelagert

  • Transport & Verteilung
  • Franchises
  • Nutzung der verkauften Produkte
  • End-of-Life der verkauften Produkte
  • Weiterverarbeitung der verkauften Produkte
  • Angemietete oder geleaste Sachanlagen
  • Investitionen

Out-of-Scope

Out-of-Scope Emissionen umfassen biogene CO₂-Emissionen und beziehen sich auf Treibhausgase oder Schadstoffe, die nicht in einem spezifischen System oder Kontext erfasst oder reguliert werden.

In anderen Worten: Wenn ein Regelwerk darauf abzielt, Emissionen aus einer bestimmten Branche oder einem Sektor zu kontrollieren, werden alle indirekt erzeugten Emissionen oder solche außerhalb der Grenzen dieses Regelwerks als out-of-Scope betrachtet. Zum Beispiel setzt die Verbrennung von Biodiesel biogenes CO₂ (CO₂ aus biologischem Ursprung, wie z.B. Holz) frei, das zu Umweltproblemen wie dem Klimawandel beiträgt. Dieses biogene CO₂ muss jedoch nicht durch die aktuellen Vorschriften und das Treibhausgasprotokoll erfasst werden, da im Rahmen des Treibhausgasprotokolls (GHG) nur die Gase CO₂, CH₄, N₂O, HFC, PFC und SF₆ erfasst werden müssen. Biogenes CO₂ wird somit nicht als Teil der CO₂e des Emissionsfaktors berücksichtigt, sondern fällt unter Out-of-Scope.

2. Der Emissionsfaktor

Ein Emissionsfaktor ist eine Kennzahl, die angibt, wie viel Emissionen, typischerweise ausgedrückt in Kilogramm oder Tonnen von Kohlendioxidäquivalenten (CO₂e), bei einer bestimmten Aktivität oder durch einen spezifischen Prozess freigesetzt werden. Diese Faktoren sind essenziell für die Berechnung von Treibhausgasemissionen und helfen dabei, die Umweltauswirkungen verschiedener Tätigkeiten und Industrien zu quantifizieren.

Emissionsfaktoren können sich auf verschiedene Quellen und Aktivitäten beziehen, wie zum Beispiel:

  1. Verbrennung fossiler Brennstoffe: Die Menge an CO₂, Methan oder anderen Treibhausgasen, die pro Einheit verbrannter Kohle, Öl oder Gas freigesetzt wird.
  2. Produktion von Gütern: Emissionen, die bei der Herstellung eines Produkts entstehen, z.B. Zement oder Stahl.
  3. Transport: Emissionen pro Kilometer für verschiedene Verkehrsmittel wie Autos, Züge oder Flugzeuge.

Emissionsfaktoren sind in der Klimapolitik und im Umweltmanagement unverzichtbar, da sie die Grundlage für die Emissionsberichterstattung und für die Entwicklung von Strategien zur Emissionsminderung bilden. Sie werden auch verwendet, um die Wirksamkeit von Umweltschutzmaßnahmen zu bewerten und um Unternehmen und Organisationen bei der Planung ihrer Klimaschutzstrategien zu unterstützen.

Um Emissionen präzise zu berechnen und geeignete Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu identifizieren, gibt es verschiedene Berechnungsmethodiken von Emissionsfaktoren. Eine dieser Methodiken basiert auf finanziellen Daten und erlaubt es, die Emissionen pro Geldeinheit zu bestimmen, die für eine spezifische Tätigkeit ausgegeben wird.

1. Finanzzahlen-basierte Emissionsfaktoren

Mit finanzzahlenbasierten Faktoren werden die Emissionen berechnet, die pro Geldeinheit entstehen, die für eine bestimmte Tätigkeit ausgegeben wird.


  • "Finanzzahlen-basierte Faktoren: CO2e pro Geldeinheit (z.B. €, $, ...)”

Der Vorteil dieser Methode liegt in der Einfachheit der Datenerfassung, da die Emissionen durch das Verfolgen von Ausgaben berechnet werden können. Allerdings gibt es auch einen Nachteil: Die Genauigkeit der Ergebnisse kann aufgrund finanzieller Schwankungen gering sein.

2. Industriedurchschnittsfaktoren

Industriedurchschnittsfaktoren werden verwendet, um die Emissionen pro Verbrauchseinheit einer bestimmten Aktivität zu berechnen. Diese Faktoren, die als Industriedurchschnitts-Emissionsfaktoren oder Aktivitätsbasiert bezeichnet werden, geben an, wie viel CO₂-Äquivalente (CO₂e) pro Verbrauchseinheit freigesetzt werden.


  • "Industriedurchschnittsfaktoren Emissionsfaktoren: CO2e pro Verbrauchseinheit (z.B. kg, Liter, kWh, km)”

Der Vorteil der Nutzung von Industriedurchschnitts-Emissionsfaktoren liegt in der hohen Genauigkeit der Berechnungen und dem angemessenen Aufwand für die Datensammlung. Durch die Anwendung dieser standardisierten Faktoren können Unternehmen präzise Emissionsberechnungen durchführen, ohne dass ein übermäßiger Aufwand für die Datenerhebung entsteht.

Ein Nachteil dieser Methode besteht jedoch darin, dass möglicherweise nicht für alle Aktivitäten spezifische Verbrauchsdaten verfügbar sind. In solchen Fällen können die Berechnungen ungenau werden, da die Emissionsfaktoren auf allgemeinen Durchschnittswerten basieren und nicht die spezifischen Gegebenheiten einzelner Aktivitäten widerspiegeln.

3. Lieferanten-spezifische Emissionsfaktoren

Lieferanten-spezifische Emissionsfaktoren werden verwendet, um die Emissionen pro Verbrauchseinheit einer bestimmten Aktivität zu berechnen. Diese Faktoren werden direkt von einem Ihrer Lieferanten bereitgestellt und geben an, wie viel CO₂-Äquivalente (CO₂e) pro Verbrauchseinheit freigesetzt werden.


  • "Lieferanten-spezifische Emissionsfaktoren: CO2e pro Verbrauchseinheit (z.B. kg, Liter, kWh, km)”

Der Vorteil der Nutzung von lieferanten-spezifischen Emissionsfaktoren liegt in der höchstmöglichen Genauigkeit bei der Berechnung der Emissionen. Da diese Faktoren spezifisch für die Produkte oder Dienstleistungen eines bestimmten Lieferanten sind, können sie sehr genaue und verlässliche Daten für die Emissionsberechnung liefern.

Ein Nachteil dieser Methode ist jedoch die geringe Verfügbarkeit, da nur wenige Lieferanten eigene Emissionsfaktoren bereitstellen können. Dies kann die Anwendung dieser Methode einschränken und dazu führen, dass Unternehmen auf weniger genaue Durchschnittswerte zurückgreifen müssen, wenn keine lieferanten-spezifischen Daten verfügbar sind.

Systemgrenzen für den Corporate Carbon Footprint (CCF)

Systemgrenzen definieren, welche Prozessschritte in den Emissionsberechnungen eines Produkts, Inventars oder einer Aktivität berücksichtigt werden. Sie legen fest, welche Prozesse in die Emissionsberechnung einbezogen oder ausgeschlossen werden, und sind entscheidend für die Vollständigkeit und Genauigkeit des Treibhausgasinventars.

Bedeutung von Genauigkeit und Konsistenz bei der Verwendung von Systemgrenzen

Die genaue und konsistente Definition von Systemgrenzen ist entscheidend, um die Integrität und Zuverlässigkeit der Emissionsberechnungen zu gewährleisten. Es ist wichtig, alle relevanten Prozesse in die Emissionsfaktoren einzubeziehen und Doppelbilanzierung zu vermeiden. Standardisierte Emissionsfaktordatenbanken helfen, konsistente und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.

Worauf sollten Unternehmen bei der CO₂-Bilanzierung achten?

  1. Relevanz: Die CO₂-Bilanzierung sollte die Emissionen des Unternehmens angemessen widerspiegeln und den Informationsbedarf der Stakeholder sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens decken. Dies umfasst die Definition aller bilanzrelevanten Unternehmensaktivitäten.
  2. Vollständigkeit: Alle relevanten Emissionsquellen innerhalb der festgelegten Inventargrenzen müssen erfasst werden. Dies schafft eine umfassende und aussagekräftige CO₂-Bilanz. Es ist wichtig, keine Emissionsquellen auszulassen, auch wenn die Datenerfassung herausfordernd sein kann.
  3. Konsistenz: Für die Nachverfolgbarkeit und den Vergleich von Emissionsdaten über die Zeit ist es entscheidend, konsistente Methoden bei der Erfassung und Berechnung anzuwenden. Änderungen in der Methodik oder den Datenquellen sollten transparent dokumentiert werden.
  4. Transparenz: Der Prozess der CO₂-Bilanzierung sollte klar und verständlich dokumentiert sein, sodass sowohl interne als auch externe Prüfer die Glaubwürdigkeit der Daten nachvollziehen können. Dazu gehört die Offenlegung von Annahmen und die genaue Angabe der verwendeten Methoden und Datenquellen.
  5. Genauigkeit: Die Erfassung der Emissionen sollte so genau wie möglich sein, um sicherzustellen, dass die Stakeholder verlässliche Entscheidungen auf Basis der berichteten Informationen treffen können. Dabei ist es wichtig, Unsicherheiten so weit wie möglich zu reduzieren.

Wie hilft Tanso Unternehmen bei der Berechnung des CCFs?

Die Tanso Software ermöglicht nicht nur die automatisierte Datenerhebung von Emissionen aus Scope 1-3, sondern auch die Steuerung und Optimierung der Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens. Wie die Software Ihre Organisation beim Aufsetzen eines belastbaren und revisionssicheren Standardprozesses mit Audit-Trail unterstützen kann, erfahren Sie hier.

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