Forest, Land and Agriculture (FLAG) Emissionen: Definition & Auswirkungen

Forestry, Land, and Agriculture (FLAG)-Emissionen beziehen sich auf Treibhausgase, die aus Tätigkeiten in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und anderen landbasierten Sektoren entstehen. Diese Emissionen resultieren aus direkten und indirekten Veränderungen von Landflächen für die Produktion von Lebensmitteln, Materialien und anderen Gütern. Mit der Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitsstandards sind Unternehmen mit landintensiven Geschäftsbereichen zunehmend verpflichtet, ihre FLAG-Emissionen zu messen, zu berichten und zu reduzieren. Maßgebliche Rahmenwerke wie die Science Based Targets initiative (SBTi) FLAG Guidance sowie die kommende GHG Protocol Land Sector and Removals Guidance (LSRG) bieten Methoden zur Bilanzierung und Minderung von Emissionen im Zusammenhang mit Landnutzung und Landnutzungsänderungen.
Dieser Artikel hilft Unternehmen dabei, zu verstehen:
- Was FLAG-Emissionen sind
- Wer zur Berichterstattung verpflichtet ist
- Wie sich FLAG- von Non-FLAG-Emissionen abgrenzen und messen lassen
- Welche Zielvorgaben einzuhalten sind
- Wichtige Zeitpläne
Was sind FLAG-Emissionen?
FLAG-Emissionen beziehen sich auf Treibhausgas-(THG)-Emissionen und -Entnahmen, die aus folgenden Bereichen entstehen:
- Forstwirtschaft – z. B. Holzeinschlag für den Bau oder für die Produktion von Zellstoff für Papier und Verpackungen.
- Landnutzung und Landnutzungsänderung – z. B. Abholzung, Aufforstung und Umwandlung natürlicher Ökosysteme für Landwirtschaft oder städtische Entwicklung.
- Landwirtschaftliche Aktivitäten – z. B. Verdauung bei Nutztieren (enterische Fermentation), Güllemanagement und Düngemitteleinsatz.
- Landmanagementpraktiken – z. B. Kohlenstoffbindung im Boden, Bodenbearbeitung und Fruchtwechsel auf Acker- und Weideland.
Diese Aktivitäten führen entweder zu Emissionen oder zu Entnahmen, die biogenen Ursprungs sind. In diesem Zusammenhang bedeutet biogen, dass die Treibhausgasströme aus biologischen Prozessen stammen, wie Pflanzenwachstum und -verfall, Veränderungen des Bodenkohlenstoffs, Landnutzungsänderungen und Verbrennung von Biomasse. Im Gegensatz zu fossilen Emissionen sind biogene Emissionen und Entnahmen Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs, tragen jedoch dennoch erheblich zum Klimawandel bei, wenn sie nicht ausgewogen oder nachhaltig gemanagt werden.
Beispiele für FLAG Emissionen
- Methan aus der Verdauung von Rindern (enterische Fermentation)
- Lachgas aus Stickstoffdünger
- CO₂-Emissionen durch Abholzung
- CO₂-Bindung durch Aufforstung oder den Aufbau von Bodenkohlenstoff
Wer muss über FLAG-Emissionen berichten?
Gemäß der FLAG Guidance der SBTi sind Unternehmen verpflichtet, separate FLAG-Ziele zu setzen, wenn sie eines der folgenden Kriterien erfüllen:
- >20 % der Gesamtemissionen stammen aus FLAG-relevanten Quellen
- >20 % des Gesamtumsatzes werden in FLAG-bezogenen Sektoren erzielt
Betroffene Sektoren:
- Landwirtschaft und Aquakultur
- Lebensmittel- und Getränkeindustrie
- Forstwirtschaft und Holzverarbeitung
- Bekleidung und Textilien (Naturfasern)
- Papier- und Verpackungsindustrie
- Einzelhändler mit Eigenmarken im Lebensmittel- oder Agrarbereich
3. Zentrale Konzepte aus dem LSRG des GHG Protokolls
a) Landnutzungsänderung (LUC)
Definition: Landnutzungsänderung (LUC) ist eine Emissionskategorie innerhalb von FLAG und bezeichnet die Umwandlung von Land von einer festgelegten Kategorie oder Nutzung in eine andere. Dies kann z. B. die Umwandlung von Wald in Ackerland, von Grasland in städtische Infrastruktur oder von Feuchtgebieten in Industrieflächen sein.
Arten der LUC
- Direkte Landnutzungsänderung (dLUC): Emissionen, die aus einer Landnutzungsänderung entstehen, die auf Flächen innerhalb der organisatorischen Grenzen erfolgt.
- Statistische Landnutzungsänderung (sLUC): Geschätzte Emissionen aus Landnutzungsänderungen, basierend auf regionalen oder nationalen Statistiken, ohne direkte Nachverfolgung.
Berichtspflichten
- Emissionen und Entnahmen aus LUC separat erfassen
- Standardisierte Kohlenstoffbestandswerte oder direkte Messungen verwenden
- Bruttoemissionen aus der Umwandlung und deren zeitliche Verteilung berichten
b) Landmanagement (LM)
Definition: Landmanagement (LM) ist eine Emissionskategorie innerhalb von FLAG und umfasst strategische Praktiken und Techniken zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Landressourcen, ohne die grundlegende Klassifizierung oder Nutzung des Landes zu verändern. Ziel ist es, die Produktivität des Bodens zu optimieren, negative Umweltauswirkungen zu minimieren, die Bodengesundheit zu verbessern und die Biodiversität zu fördern.
Beispiele
- Umstellung auf pfluglose oder reduzierte Bodenbearbeitung
- Anbau von Zwischenfrüchten
- Reduzierung des Düngemitteleinsatzes
- Rotationsweide oder regenerative Praktiken
Berichtspflichten
- Jährliche Erfassung von Emissionen und Entnahmen
- Verwendung regionsspezifischer Emissionsfaktoren
- Berichterstattung über Nettoveränderungen bei Emissionen oder Entnahmen
c) Landverfolgung und -darstellung
Definition: Dies beschreibt die Methode zur Identifizierung, Kategorisierung und Überwachung von Landflächen über die Zeit hinweg, um genaue Emissionen und Entnahmen zuzuordnen.
Beispiele
- Ein Landwirt rodet einen eigenen Wald, um Weideland für Rinder zu schaffen. Die Fläche und die Menge des Holzes werden als Teil der jährlichen Emissionen dokumentiert.
- Forstbetriebe erfassen Holzeinschlag und Managementpraktiken als Teil der jährlichen Kohlenstoffbilanz ihres Unternehmens.
Berichtspflichten
- Definition der Landfläche, Nutzung und geografischen Grenzen
- Anwendung von Landdarstellungsmethoden: parzellenbasiert, schichtbasiert oder flächenbasiert
- Jährliche Erfassung von Landnutzungsänderung und Landmanagement
- Historische Daten aufbewahren, um Konsistenz und Nachprüfbarkeit zu gewährleisten
d) Erfassung von Entnahmen
Entnahmen beziehen sich auf die Aufnahme und langfristige Speicherung von Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre, wodurch die Konzentration von Treibhausgasen verringert wird. Diese umfassen:
- Biogene Entnahmen, die in der Regel durch Photosynthese und Kohlenstoffbindung in Pflanzen, Bäumen, Böden und anderen biologischen Systemen erfolgen. Dies sind keine Kompensationen, sondern unternehmensinterne oder lieferkettenbasierte Kohlenstoffflüsse, die zur Nettoreduktion von Emissionen im Rahmen landbasierter Klimastrategien beitragen (z. B. regenerative Landwirtschaft, Aufforstung oder verbessertes Weidemanagement).
- Technologische und geologische Entnahmen, die auf technischen oder chemischen Prozessen beruhen, wie z. B. Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS), Bioenergie mit Carbon Capture and Storage (BECCS), Karbonatisierung oder enhanced weathering, bei denen CO₂ dauerhaft unterirdisch gespeichert oder in stabile Materialien umgewandelt wird.
Berichtspflichten
- Entnahmen müssen separat von Emissionen erfasst werden
- Es dürfen ausschließlich Primärdaten für die Erfassung von Entnahmen verwendet werden
4. Anforderungen für die Zielsetzung (SBTi)
Unternehmen, die FLAG berücksichtigen müssen, sind verpflichtet:
- Separate FLAG-Ziele gemäß den SBTi-FLAG-Pfaden zu setzen
- Bruttoemissionsminderungen und Kohlenstoffentnahmen separat zu berichten
- Doppelzählungen mit bestehenden Non-FLAG-Zielen zu vermeiden
Die FLAG-Ziele müssen mit einem 1,5°C-Klimaszenario übereinstimmen und die besonderen Dynamiken des Landsektors berücksichtigen.
Beispiel für die praktische Anwendung des FLAG-Reportings
Hinweis: Alle Werte dienen nur als Beispiele und spiegeln keine realen Emissionswerte wider.
5. Zeitplan & nächste Schritte
6. Vorbereitung auf das FLAG-Reporting
Schritt 1: Materialität von FLAG bewerten
Ermitteln Sie, ob FLAG-bezogene Emissionen oder Umsätze mehr als 20 % Ihres gesamten Fußabdrucks ausmachen.
Schritt 2: Ihre Wertschöpfungskette abbilden
Identifizieren Sie landintensive Inputs – z. B. Rohstoffe, Lieferanten oder Eigenmarken im Bereich Landwirtschaft oder Forstwirtschaft.
Schritt 3: Emissionen disaggregieren
Nutzen Sie interne Systeme oder Carbon-Accounting-Software (z. B. Tanso), um FLAG- und Non-FLAG-Emissionen sowie Entnahmen sauber zu trennen.
Schritt 4: FLAG-Ziele setzen
Nutzen Sie die SBTi-FLAG-Pfade, um:
- Absolute Reduktionsziele zu definieren
- Entnahmen separat zu berichten
- Kompensationen auszuschließen
Schritt 5: An GHG Protocol ausrichten
Obwohl die finale Land Sector Guidance des GHG Protocols erst 2025 erscheint, stehen Entwürfe bereits für Early Adopters zur Verfügung. Eine frühzeitige Vorbereitung kann zukünftige Compliance-Risiken minimieren.
Schritt 6: MRV (Monitoring, Reporting, Verification) aufsetzen
Nutzen Sie Betriebsdaten von Forst- oder Landwirtschaftsbetrieben, Geodatentools oder Lieferantenbefragungen zur Verbesserung der Datenqualität. Eine unabhängige Drittprüfung wird dringend empfohlen.
Wie unterstützt Tanso Ihr FLAG-Reporting?
Tanso ermöglicht es Unternehmen, ihre FLAG- und Non-FLAG-Emissionen sowie Entnahmen präzise zu identifizieren, zu quantifizieren und zu differenzieren. Wir bieten umfassende Unterstützung bei der Erfassung hochwertiger Primärdaten entlang der Lieferkette, um eine exakte und belastbare Bilanzierung von landbasierten Emissionen und Entnahmen gemäß GHG Protocol und SBTi FLAG Guidance sicherzustellen. Wo die Erhebung von Primärdaten nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, stellt Tanso robuste Sekundärdaten bereit, mit denen Unternehmen ihre FLAG- und Non-FLAG-Emissionen zuverlässig schätzen können.