Wettbewerbsfähigkeit durch Nachhaltigkeit: Die Rolle der CSRD

Nachhaltigkeit und CSRD-Berichtspflicht
Das Thema Nachhaltigkeit und insbesondere Nachhaltigkeitsberichterstattung sind aktuell in aller Munde. Früher oft freiwillig kommuniziert, etabliert Regulatorik wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) das Thema nun im Bilanzrecht und fordert ein neues Professionalitätslevel von allen Beteiligten. Viele Unternehmen stecken mitten in der Umsetzung der neuen Vorgaben und sehen vorrangig die mit der Berichtspflicht einhergehenden Compliance Pflichten.
Die CSRD ist weit mehr als nur eine Regelung zur Nachhaltigkeit. Richtig umgesetzt, kann Nachhaltigkeit zu einem klaren Treiber für die Gewinn- und Verlustrechnung (P&L) werden und sich als entscheidender Pfeiler für Wettbewerbsfähigkeit etablieren – somit wird das Thema im Rahmen der Unternehmensstrategie unweigerlich zur Aufgabe für die Geschäftsführung.
Die CSRD umfasst eine umfangreiche Bewertung des eigenen Geschäftsmodells im Rahmen der sogenannten Doppelten Wesentlichkeitsanalyse, inklusive Risiken und Chancen aus verschiedenen Nachhaltigkeitsbereichen. Zielbild ist die Etablierung eines umfangreichen Nachhaltigkeits-Managementsystems, mit dem das eigene Unternehmen zukunftssicher aufgestellt werden kann, Risiken mitigiert und Chancen aktiv nutzt.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil und Umsatz-Treiber
Bereits seit vielen Jahren gerne gesehen, hat Nachhaltigkeitskommunikation im Vertriebsprozess in den letzten Jahren eine starke Professionalisierung erfahren. In vielen Branchen ist so aus einer freiwilligen Zusatzinformation ein hartes Vergabekriterium geworden.
Kundenanfragen nach Nachhaltigkeitsinformationen und Ratings
Zulieferer großer OEMs oder Handelsketten sehen sich so zusehendes (teils verpflichtenden) Kundenanfragen zu Nachhaltigkeitsratings (Ecovadis, CDP) gegenüber. In einzelnen Branchen wie z.B. Automotive oder Metallverarbeitung kann bereits ohne Nachhaltigkeitsrating nicht mehr an Ausschreibungen teilgenommen werden.
Neben Nachhaltigkeitsinformationen auf Unternehmensebene rücken zusehends Informationen auf Produktebene in den Fokus. Großabnehmer von Zukaufteilen wie z.B. BMW, Porsche oder Bosch fordern im Rahmen ihrer eigenen CO₂-Bilanzierung Product Carbon Footprints ihrer Zulieferer an. Eine Studie von McKinsey & Company sieht Lieferantenabfragen und Optimierung von Emissionen auf Zukaufsteilebene als Dekarbonisierungstreiber für OEMs.
Viele Experten gehen daher davon aus, dass der Druck auf Zulieferer weiter steigen wird.
Neue Märkte durch sich ändernde Anforderungen
Viele Unternehmen mit großem Produktportfolio erleben aktuell auch sich verändernde Anforderungen großer Abnehmermärkte, die eine Neupriorisierung in der Produktstrategie erfordern. Direkt erleben das bereits Automobilzulieferer, die z.B. in den Bereichen Interieur bereits heute erhöhte Nachfrage an weniger CO₂-intensiven Stoffen und Produkten erleben.
Ein klarer Blick auf die wettbewerbsfähige Nachhaltigkeitsperformance des eigenen Produktportfolios im Vergleich zu verfügbaren Alternativen hilft dabei, Risiken zu erkennen und neue Absatzmärkte früh zu identifizieren. Mit sich stark ändernden Absatzmärkten wird Nachhaltigkeitsperformance so zum strategischen Thema in der eigenen Wettbewerbsfähigkeit und Topline-Planung.
Öffentliche Vergaben
Wer öffentliche Vergaben z.B. im Gebäudesektor, aber auch bei Großbestellungen für Ministerien bedient, erlebt aktuell eine starke Verschärfung von Nachhaltigkeitskriterien im Einkaufsprozess. Ursprünglich ein Hygienekriterium rückt nun auch die Performance in Ratings und auf Produktebene in den Vordergrund und macht bei öffentlichen Vergaben den Unterschied.
Nachhaltigkeit als Kostentreiber
Neben Umsatzrelevanz gehen mit dem Thema Nachhaltigkeit aber natürlich auch Kosten einher. Hier zeigen sich große Unterschiede zwischen Firmen. Die Etablierung und Befähigung einer Nachhaltigkeitsfunktion im eigenen Unternehmen sowie die Einführung effizienter Standardprozesse sind der Schlüssel dazu, mittelfristig kosteneffizient zu arbeiten.
Kosten für Nachhaltigkeitsmanagement, Compliance und Reporting
Eine Studie des VDMA in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn kommt zu dem Ergebnis, dass Compliance und Bürokratiekosten für untersuchte Beispielunternehmen zwischen 1-3% des Jahresumsatzes ausmachen. Ebenso berichten Unternehmen von zunehmendem Aufwand durch Kundenanfragen im Bereich Nachhaltigkeit, die sich teilweise trotz unterschiedlicher Form im Inhalt stark überschneiden.
Die zunehmende Anzahl an regulatorischen Anforderungen und Kundenanfragen im Thema Nachhaltigkeit erfordern klare Zuständigkeiten und Standardprozesse. Viele Anfragen doppeln sich inhaltlich, weshalb Arbeiten nach gängigen Nachhaltigkeitsstandards (wie z.B. GHG Protocol und ISO 14064 in der CO₂-Bilanzierung) helfen, Ergebnisse wiederzuverwenden. Ein sauberes Datenmanagement hilft dabei, wiederkehrende Datenerhebungsprozesse leichter zu wiederholen und Zeit und Aufwand in allen beteiligten Fachabteilungen und Standorten zu sparen.
Auswirkungen von Nachhaltigkeitsperformance auf Kapitalkosten
Neben direkten Kosten wie Personalkosten aller mit der Nachhaltigkeit beschäftigten Personen sehen sich Unternehmen mit Fremdkapital im Finanzierungsmix zusehends Nachhaltigkeitsanfragen ihrer eigenen Banken gegenüber. Ursprünglich nur von Großbanken und Konzernen betrieben, etabliert sich zunehmend auch in mittelständischen Banken wie der Sparkasse oder der LBBW ein Trend dazu, Kreditkonditionen an Nachhaltigkeitsperformance zu knüpfen. Mit Einführung der EU Taxonomie als Berichtspflicht für viele mittelständische Unternehmen gehen Experten davon aus, dass Kapitalkosten von Fremdkapital in wenigen Jahren nicht mehr von Nachhaltigkeitsperformance getrennt werden können.
Auswirkung von Nachhaltigkeit auf Risikomanagement und Versicherungskosten
Viele produzierende Unternehmen leiden bereits heute unter den Folgen des Klimawandels: Sei es durch gestörte Lieferketten, Rohstoffpreise oder Überflutungen der eigenen Produktion - Nachhaltigkeit und insbesondere das im Rahmen der CSRD eingeforderte Risikomanagement in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen beeinflussen bereits heute die Planbarkeit von Geschäftsmodellen und die Bewertung von physischen Assets wie eigenen Gebäuden.
Als Reaktion auf diese neue Realität sehen z.B. bereits heute produzierende Unternehmen Probleme darin, sich zu bisher üblichen Konditionen gegen Produktionsunterbrechungen zu versichern, wenn ihre Produktion z.B. durch die Lage in der Nähe eines Flusses mit einem Klimarisiko behaftet ist. Ein gutes Risikomanagement und ein Verständnis der Einflüsse von Nachhaltigkeitsaspekten auf die eigene Versicherbarkeit helfen dabei, Potenziale für Mehrkosten frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und zu mitigieren.
Zusammenfassung Nachhaltigkeit als P&L Treiber
Die CSRD wird gemeinhin als Berichtspflicht verstanden. Gut gelebt, ist die von ihr geforderte Implementierung eines umfassenden Nachhaltigkeitsmanagements für Unternehmen jedoch auch ein Investment in die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens. Nachhaltigkeit betrifft bereits heute alle Bereiche der P&L und ist damit klar ein Thema für die Geschäftsführung.
Dabei gilt es, mit der Umsetzung assoziierte Kosten durch schlanke Standardprozesse zu minimieren und frei gewordene Ressourcen dafür zu nutzen, in nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu investieren.
CSRD Richtlinie mit Tanso erfolgreich umsetzen
Tanso bietet eine vollständig integrierte Lösung für alle Schritte der CSRD-Berichterstattung – von der Durchführung und Dokumentation der doppelten Wesentlichkeitsanalyse über die ESRS-Datenerhebung und datenbasiertes Nachhaltigkeitsmanagement bis hin zur Berichterstattung. Die Software wurde in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern entwickelt und gewährleistet höchste Compliance-Standards.