Kipppunkt
Kipppunkte sind kritische Schwellenwerte in komplexen Systemen, die plötzliche Veränderungen hervorrufen können.
Der Begriff Kipppunkt beschreibt einen kritischen Schwellenwert innerhalb komplexer Systeme, bei dessen Überschreiten bereits geringe Veränderungen zu plötzlichen, oft irreversiblen und qualitativ neuen Dynamiken führen. In der Klimaforschung sind Kipppunkte von besonderer Bedeutung, da ihr Überschreiten selbstverstärkende Prozesse im Erdsystem auslösen kann, die nur schwer oder gar nicht rückgängig gemacht werden können. Beispiele für solche Kipppunkte sind das Abschmelzen der grönländischen und antarktischen Eisschilde, das Absterben des Amazonas-Regenwaldes oder die Abschwächung der Atlantischen Umwälzströmung.
Kipppunkte zeichnen sich durch mehrere charakteristische Merkmale aus. Zum einen weisen sie eine Nichtlinearität auf, da sich das System zunächst lange Zeit kaum verändert, bis ein kritischer Punkt erreicht ist, an dem die Reaktionen abrupt ausfallen. Zudem ist der Zustand nach dem Überschreiten eines Kipppunkts meist irreversibel, was bedeutet, dass neue Bedingungen bestehen bleiben, selbst wenn die ursprünglichen Faktoren wiederhergestellt werden. Die Unsicherheit über die genauen Schwellenwerte vieler Kippelemente erschwert die Risikoabschätzung erheblich.
Für die Klimapolitik und die Gesellschaft hat das Erreichen solcher Kipppunkte weitreichende und oft katastrophale Folgen. Bereits bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C erhöhen sich die Risiken, dass zentrale Kipppunkte überschritten werden. Diese kippen in der Regel andere Kippelemente, was eine Kaskadeneffekt hervorruft. Das beschleunigt die negativen Auswirkungen auf Ökosysteme, Wirtschaft und menschliche Gesellschaft. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung, präventive Maßnahmen und Emissionsreduktionen zu ergreifen, um das Risiko des Überschreitens solcher Kipppunkte zu minimieren und die Stabilität des Klimasystems aufrechtzuerhalten.